Das Leben der Blattläuse in meinem Garten gibt es jetzt als Comic. Hier bestellen.

Donnerstag, 29. November 2012

Am Anfang war das Gras

Rasensamen bilden den Anfang aller blühenden Gärten.
In der Schweiz entstehen jedes Jahr rund zwanzigtausend neue Gärten. Mindestens einer für jedes Mehr- oder Einfamilienhaus. Die Geburt dieser grünen Oasen vor der Haustür läuft alles andere als romantisch ab. Gärten werden nicht von göttlicher Hand geformt, sondern von einem Bagger mit brachialer Gewalt hingeworfen. Zuerst klatscht er mit Geröll und Lehm Hügel und Böschungen hin und danach, wenn die grundsätzlich Form stimmt, deckt er die Wunde in Mutter Erde mit dem zuvor aufgesparten Humus ab.
Aber statt einer Oase, umgibt nun eine Wüste aus schwarzer Erde das neue Haus. Im mit Lehmklumpen durchmischten Boden haben die Bauerbeiter Dutzende ihrer Fussabdrücke hinterlassen. Wenn es regnet füllen diese sich zu einem Meer aus winzigen Tümpeln. Die Wüste verwandelt sich in ein ausgedehntes Sumpfgebiet. Wenn die Sonne brennt, verdunstet das Wasser, die ungeschützte Erdoberfläche reisst auf und aus dem Feuchtgebiet wird eine Staubhölle.
Dieses für den zukünftigen Bewohner unbefriedigende Spiel der Extreme setzt sich fort, bis der letzte Storen montiert und die letzte Steinplatte hinter dem Haus verlegt ist. Dann erst taucht der Landschaftsgärtner auf und haucht dem Brachland das erste Leben ein. Mit einigen lässigen Handbewegungen streut er Rasensamen auf die Erde. Das scheint auf den ersten Blick banal und unbedeutend, aber erst die Anwesenheit des Grases macht die Wüste für andere Lebewesen bewohnbar. Das Gras –  so klein es auch ist – spendet Insekten oder Spinnen Schatten und bietet Schutz vor dem Wind. Durch sein Wachstum schafft es neuen Humus, der als Nahrung für winzige Bodentiere dient. Ferner halten seine Wurzeln das Bodengefüge zusammen und verhindern, dass der nächste Starkregen die Erde wegspült. Gras bildet also das Grundgerüst, auf dem die einstige Gartenoase steht.

Sonntag, 30. September 2012

Antibakterieller Schaum

Wundersamer Schaum am
Stamm der Atlas-Zeder.
Eines der merkwürdigsten Schauspiele in unseren Gärten ist wohl das plötzliche Aufschäumen eines Baumstamms. Das passiert meistens nach längeren Regenfällen, wenn der Stamm so richtig trieft. Dabei kann es zur Schaumbildung kommen. Das hat nichts mit Umweltverschmutzung zu tun. Vielmehr ist es Ausdruck der Genialität der Pflanzen.
Der Schaum stammt von einer Stoffgruppe namens Saponine. Sie sind mit den Senfölen verwandt, die wir bei der Kapuzinerkresse kennengelernt haben, und es erstaunt darum nicht, dass auch die Saponine Kampfstoffe sind, mit denen sich Pflanzen gegen Pilze und Bakterien verteidigen.
Vor allem die Rinde enthält hohe Konzentrationen von ihnen. Das darum, weil sie eine Haupteintrittspforte für unerwünschte Mikroorganismen bildet. Die in der Borke eingelagerten Saponine halten das Innere des Baumes zuverlässig von diesen Schädlingen fern.
Saponine sind chemisch verwandt mit Seife und bilden darum in wässrigen Lösung Schaum. Bei starkem Regen können sie aus der Borke gelöst werden und so den ganzen Stamm mit Bläschen bedecken. Tatsächlich waren sie die erste Naturseife der Menschheit. Schon die Kelten verwendeten das weitverbreitete Seifenkraut als Waschmittel. Dazu schnitten sie ein Stück einer Wurzel ab und rieben die Textilien damit ein.
Der Regen löst Sapione aus der Borke.
Wenn das Gemisch über die unebene
Oberlfläche nach unten rinnt, bildet
sich Schaum.
In dieser Ähnlichkeit zur Seife liegt auch das Geheimnis ihrer Schlagkraft verborgen. Saponine greifen die Fettmoleküle der Zellmembran an. Man könnte sagen, sie waschen sie ab, wie ein Spülmittel das Fett von der Oberfläche einer Bratpfanne entfernt. Das ist für eine Zelle so, als würde uns jemand die Haut abziehen. Auf diese Weise zerstören sie Bakterien und Pilze.
Saponine sind meistens bitter. Doch es gibt eine berühmte Ausnahme: Lakritze. Ihr unverkennbarer Geschmack stammt vom Saponin Glycyrrhizin aus dem Süssholz. Es besitzt eine 50 Mal stärkere Süsskraft als Zucker. Für uns Menschen ist es übrigens nicht giftig, sondern gesund. Studien zeigten, dass Lakritze eine therapeutische Wirkung gegen Magengeschwüre hat.

Mittwoch, 26. September 2012

Wilde Tomate

Dicht an der Westwand wachsen «wilde» Tomaten prima.
Tomaten gedeihen nördlich der Alpen nur mit viel Gehätschel, Liebe und Fürsorge. Lässt man sie einmal im Regen stehen, bricht gleich eine ihrer vielen Pilzkrankheiten aus und die Ernte ist futsch. Darum habe ich es dieses Jahr schon gar nicht versucht.
Aber sie aus dem Garten zu sperren ist nicht so einfach, denn Tomaten haben auch eine äusserst sture Seite. An unserer westlichen Hauswand ist während der ganzen Saison eine dieser Unbeugsamen gewachsen. Sie kam vermutlich aus einem Samen, der im Komposthaufen auf den richtigen Augenblick wartete. Als wir die Erde neu verteilten, ist er gekeimt und hat sich mittlerweile zu einer stattlichen Pflanze entwickelt. Sie blüht und trägt sogar Früchte.
Ob die noch reif werden im Oktober?
Und das alles ohne eine Stützstange zu setzen, ohne zu giessen, ohne Triebe abzubrechen und ohne Regenschutz, abgesehen vom kurzen Vordach, welches den gröbsten Regen abhält. Dass ich ernten werde, bezweifle ich. Die Stängelfäule hat sich nun doch gemeldet und hält die trotzige Pflanze fest im Würgegriff. Wenn der Oktober allerdings sehr warm wird...

Mittwoch, 19. September 2012

Landebahn-Befeuerung

Bevor sich die violetten Blüten öffnen, zeigen die
grösseren Scheinblüten nach unten.
Flughäfen machen sich für die anfliegenden Jets durch eine Befeuerung sichtbar. Die Lichter zeigen dem Piloten bei Nacht und Nebel, wo die Piste ist. Bei den Pflanzen gibt es das auch. Dort heissen die Lichter «Blüten». Die grellen Farben zeigen Insekten, wo sich eine Landung lohnt.
Die Samthortensie hat das System der Befeuerung weiter ausgebaut. Da ihre Blüten etwas klein geraten sind, bringt sie zusätzlich einen Kranz weisser Scheinblüten hervor. Dank ihnen ist sie schon von weitem für Hummeln und Bienen sichtbar. Diese «Pflanzenscheinwerfer» sind so stark, dass die Hortensie sehr behutsam mit ihnen umgeht. Keinesfalls dürfen sie eingeschaltet werden, bevor die Blüten sich öffnen. Denn dann würden die Insekten keinen Nektar vorfinden und enttäuscht abschwirren und beim nächsten Mal womöglich auf einen Besuch verzichten.
Erst danach färben sie sich weiss und zeigen gen Himmel.
Die Hortensie verhindert das, indem sie die Scheinblüten erst einmal grün belässt. Auf diese Weise fallen sie nicht so auf. Zudem lässt sie ihre Scheinwerfer nach unten zeigen. Fazit: Die Landebahn ist stockdunkel. Erst zeitgleich mit der Blütenöffnung färben sie sich weiss und strecken sich nach oben. Und es geht noch weiter: Nach dem Abblühen färben sich die Scheinblüten wieder grün und beugen sich abermals nach unten. Der Flughafen ist geschlossen. Das Resultat dieser fein abgestimmten Choreographie ist, dass die Insekten genau wissen, wann sie zur Landung ansetzen müssen.

Freitag, 31. August 2012

Peak Summer

Hinter der Lagerhalle macht der Sommer seinen letzten Atemzug. Die Luft flimmert über einem Stapel alter Holzscheite. Sie scheinen in der Hitze vor sich hin zu dösen, während sie langsam – nur ganz langsam – älter werden und einen noch gegerbteren Ton annehmen. Das letzte Bisschen Feuchtigkeit entweicht still und leise aus ihnen. In diesem Zustand sind sie unnahbar. Kein Vogel, kein Schmetterling und keine Fliege wagt es, sich auf sie zu setzen. In diesem Zentrum der Gluthitze können nur Holzscheite bestehen. Selbst die Brombeerranken scheinen sich die Dornen an ihnen zu verbrennen. Nur ein oder zwei Triebe wagen sich auf den Stapel. Doch dort gibt es nichts für sie zu holen, keine Nährstoffe und kein Wasser, nur noch mehr Licht, dessen überschiessender Energiegehalt ihre Zellen zu zerstören droht. 
Das ist der Höhepunkt des Sommers und gleichzeitig sind es seine letzten Minuten vor dem Fall. Von Westen reitet bereits der Herbst auf einer Regenfront heran. Den umliegenden Hügeln hat er bereits die Kälte gebracht und bald wird er die knochentrockene Existenz der Holzscheite mit einem feuchten Windstoss wegwischen. Noch ein letztes Mal saugen sie den Sommer tief bis in ihre letzte Pore ein. Noch einmal krümmen sie sich in der Trockenhitze.

Dienstag, 28. August 2012

Mistkäfer

Die Mistkäfer zerfleddern den Pferdeapfel vollständig.
Postkarte aus Dänemark:
In einem Waldstück am Gurre See westlich von Helsingør wurde ich Zeuge eines eher unappetitlichen Banketts. Auf dem Waldweg lagen mehrere zertretene Pferdeäpfel, in denen Dutzende von Mistkäfern wühlten. Die Insekten waren in einem regelrechten Fressrausch und nahmen von mir gar keine Notiz. Einige von ihnen stolperten hastig über den Dung als ob es irgendwo noch einen grösseren Haufen zu entdecken gäbe. Die meisten jedoch waren mit dem gedrängten Bad im Mist vollkommen zufrieden. Von ihnen sah ich nur das Hinterteil. Den Kopf hatten sie tief in der grünen Masse eingegraben.
Ich habe noch nie so viele Mistkäfer auf einen Haufen gesehen. Aber ein Rekord war das trotzdem nicht. In den Siebziger Jahren zählten zwei Forscher in Ostafrika in einem 1,5 Kilogramm schweren Kothaufen eines Elefanten 16 000 Mistkäfer. In nur zwei Stunden war vom Erdboden verschwunden.
Die Käfer fressen vor allem die unverdauten faserigen
Bestandteile.
Daran zeigt sich die grosse ökologische Bedeutung dieser Insekten. Sie räumen den Kot anderer Tiere weg. Verschiedene Arten gehen dabei unterschiedlich zu Werke. Manche, wie meine dänische Art, fressen sich durch den Haufen. Für sie bildet der Kot eine reiche Mahlzeit. Andere drehen ihn zu Pillen und legen danach ihre Eier darin ab. Wieder andere bugsieren ihn in einen selbst gegrabenen Tunnel als Futter für ihre Larven.
Diese Arbeit ist so wichtig, dass die Abwesenheit von Mistkäfern verheerende Folgen haben kann. Als australische Siedler die ersten europäischen Kühe auf den Kontinent brachten, wussten die einheimischen Mistkäfer nichts mit den fremdartigen Fladen anzufangen und rührten diese nicht an. Als Folge versank das Landwirtschaftsland bald unter einem Berg von Kuhmist. Erst die Einführung von mehreren Mistkäferarten aus Europa brachte Abhilfe.

Mittwoch, 8. August 2012

Streifen der Unschuld

Die Fleischfliege sieht harmlos aus, sie kann jedoch
Krankheiten übertragen und ihre Maden fressen Kaninchen
bei lebendigem Leib.
Manche Tiere des Gartens werden mit einer geradezu positiven Ausstrahlung geboren, obwohl ihre Taten allseits gefürchtet sind. Zu ihnen gehören die «Zebrafliegen». Sie sind häufige Besucher auf nektarreichen Blüten, wo sie sich ganz unschuldig am Zuckersaft laben. Ihre schwarzen Längsstreifen auf dem Rücken haben ihnen ihren Spitznamen eingebracht, unter dem sie in Fotografie-Gemeinden auch gehandelt werden. Doch statt mit einem Zebra haben sie mehr mit einem Löwen gemein.
Die korrekte Bezeichnung für sie lautet «Fleischfliegen». Ihre Maden ernähren sich ausschliesslich von eiweissreichem Futter wie Fleisch, Käse, Fisch oder Kot. Mit Hilfe eines abgesonderten Enzyms verflüssigt die Made das Eiweiss und braucht es danach nur noch aufzulecken.
Das Enzym ist so potent, dass sie damit auch das Gewebe noch lebender Tiere angreifen können. Manche Fliegen legen ihre Eier beispielsweise direkt auf einem Kaninchen ab. Kurz darauf schlüpfen sie und bohren sich in nur vier Stunden durch die Haut ihres armen Opfers. Im Körper stellen sie Giftstoffe her, die das Kaninchen in einen Schockzustand versetzen und letztendlich umbringen.
Aber auch uns Menschen können diese Insekten gefährlich werden. Wenn die Fliegen aus ihren Kokons schlüpfen, kommen sie unweigerlich mit den Bakterien des Kadavers in Kontakt. Diese reisen nun als blinde Passagiere in unser Wohnzimmer oder unsere Küche, wo sie ihre gefährliche Fracht auf Esswaren abladen. Auf diese Weise breiten sich unter unhygienischen Bedingungen Infektionskrankheiten aus.

Freitag, 27. Juli 2012

Die Senfölbombe

Die Blüten der Kapuzinerkresse enfachen im Mund...
Eines der interessantesten Geschmackserlebnisse im Garten bieten derzeit die Blüten der Kapuzinerkresse. Wer sie als ganzes isst, erlebt ein wahres Orchester auf Zunge und Gaumen. Es beginnt ganz leise. Die papierartige Oberfläche der Blüten saugt den Speichel auf, als ob das Orchester inne anhalten würde. Alle Geigen schweigen. Die ersten beiden Kaubewegungen geben den Takt and und dann ergiesst sich eine wunderbar sanfte Süsse in den Mundraum. Die Nektardrüsen sind ausgelaufen. Die Zuckermenge ist jedoch sehr klein und darum verschwindet der süsse Ton gleich wieder.
Für einen winzigen Augenblick herrscht erneut absolute Stille – und dann bricht aus dem Nichts ein heisser Sturm über die Zunge herein. Nun tobt das Orchester, als ob es den «Ritt der Walküren» gleichzeitig vorwärts und rückwärts spielen würde. Das Feuer brennt in jedem Winkel und nach ein paar weiteren Kaubewegungen erreicht es den Eingang zu den Nasenhöhlen. Eine Katastrophe droht, doch in letzter Sekunde bereitet eine unwillkürlich eintretende Schluckbewegung dem ganzen Spektakel ein Ende. Zurück bleibt ein wohliges Brennen, wie nach einem Menthol-Bonbon.
...ein wahres Feuerwerk an Geschmacksempfindungen.
Was wir als Gaumenfreude betrachten, ist für die Kapuzinerkresse bitterer Ernst. Die Schärfe rührt von einem genialen Abwehrsystem her. Mit ihm wollen die Pflanzen verhindern, dass sie von Raupen, Heuschrecken, Pilzen oder anderen Fressfeinden verzehrt werden. Es ist eine chemische Verteidigung, die für uns Menschen allerdings viel zu schwach ist.
Ihr Grundprinzip funktioniert so: In den Zellen der Blüten, des Stengels und der Blätter befinden sich zwei Chemikalien, die Myrosinase und das Glucosinolat. Letzteres ist eine Art kastrierter Kampfstoff. Es fehlen ihm einige Wasserstoffatome. Die sind jedoch so wichtig, dass das Glucosinolat für sich alleine vollkommen harmlos ist. Erst die Myrosinase, ein Enzym, macht es gefährlich, denn es kann ihm die Wasserstoffatome einverleiben.
Zu Friedenszeiten werden beide Chemikalien in getrennten Behältern gelagert und kommen niemals miteinander in Berührung. Sobald jedoch ein paar Zähne oder Mandibeln die Zellen auseinanderreissen, platzen die Behälter und die chemische Reaktion nimmt ihren Lauf. In wenigen Sekunden verwandelt sich das Glucosinolat mit Hilfe der Myrosinase in Senföl. Es ist der allseits bekannte Scharfmacher von Senf, Radieschen, Meerrettich, Wasabi und den verschiedenen Kressearten. Ihr System der Kampfstoffproduktion ist so einzigartig, dass die Forscher es mit einem eigenen Namen beehrt haben: die «Senfölbombe».

Donnerstag, 5. Juli 2012

Die Pflanzenwürgerin

Immer von rechts nach links schlängelt
sich die Winde um andere Pflanzen.
Juli ist der Monat der Ackerwinde. Bei Leuten, die gartenfernen Berufszweigen angehören, löst der Name Bilder von wunderschönen weissen bis rosaroten Blumen aus, die bevorzugt Wegränder und Zäune zieren. Alle Bauern und Gärtner jedoch trifft auf der Stelle das blanke Entsetzen. Für sie ist die Ackerwinde Teufelswerk. Weltweit steht sie auf Platz 12 der schlimmsten Unkräuter.
Ihre Triebe kriechen erst über den Boden und wenn sie an den Stängel einer anderen Pflanze stossen, winden sie sich an ihm im Gegenuhrzeigersinn wie eine Schlange hoch. Das sieht auf den ersten Blick harmlos aus, doch sobald die Triebspitze oben angekommen ist, pumpt sie ihre bis anhin winzigen Blätter mit Wasser voll und lässt sie so auf die Grösse von Esslöffeln anschwellen. Die Trägerpflanze verschwindet vollständig und wird während der besten Zeit des Jahres zu einem Leben im ewigen Schatten verdammt. Zu allem Übel entzieht die Winde dem Boden auch noch die Nährstoffe, so dass für alle anderen Pflanzen ringsum magere Zeiten anbrechen.
Der Effekt dieser Strategie auf Ackerkulturen ist verheerend. Ein Weizenfeld mit Windenbefall kann eine Ertragseinbusse von bis zu 75 Prozent erleiden. Für den Landwirt kommt das einem Ernteausfall gleich. Kein Wunder versuchen sie das Unkraut mit allen Mitteln zu bekämpfen. Bis heute gibt es jedoch keine zuverlässige Methode. Ausreissen nützt nur vorübergehend etwas, denn das Wurzelsystem einer einzelnen Winde kann sechs Meter im Durchmesser betragen und neun Meter tief in den Boden reichen. Aus demselben Grund treiben die Pflanzen auch nach jahrelangem Herbizideinsatz immer wieder von neuem aus.
Am Ende breitet sie ihre Blätter aus
und beansprucht das Sonnenlicht
allein für sich.
Aber die Ackerwinde war uns Menschen nicht immer verhasst. Die Alten Griechen verwendeten ihre Blätter zur Wundheilung und gegen innere Blutungen. Im 18. Jahrhundert wurde sie zur Fiebersenkung verschrieben und noch im 20. Jahrhundert verfütterte man auf Sizilien Windenblätter an Hasen, die unter Appetitlosigkeit litten. Sogar die Indianer Nordamerikas haben die von Europa stammende Pflanze als Mittel gegen Spinnenbisse in ihre traditionelle Medizin aufgenommen.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Geruchlose Schönheit

Die Blüte der Strelizie ist für Vögel gebaut. Sie bietet ihnen
sogar eine Sitzgelegenheit.
Nach fünf Jahren blüht meine Strelizie endlich. Sie benötigte für die Entwicklung ihrer beiden Blüten fast ein Jahr. Das liegt wohl an den nicht so mediterranen Temperaturen des Zürcher Oberlandes. «Blüte» ist wohl nicht der geeignete Ausdruck. Was sich da entfaltet hat, gleicht mehr einem phantasievollen Plastik aus der Werkstätte eines Kunststudenten. Da vermischen sich Rot- und Blautöne miteinander als hätte jemand Gletschereis in einen Bottich mit flüssigem Eisen fallen lassen.
Doch der Schein trügt. Die Strelizie hatte nicht Kunst im Sinn als sie ihre Blüten über Jahrmillionen in diese eigentümliche Form brachte, sondern Sex. Als Liebesboten hat die Südländerin anders als die meisten mitteleuropäischen Pflanzen keine Insekten angestellt, sondern Vögel. Die sind in vielerlei Hinsicht verlässlicher als Hummeln oder Bienen, denn sie verrichten ihre Arbeit auch bei Regenwetter oder Kälte.
Damit jedoch eine Blüte überhaupt von einem Vogel besucht werden kann, muss sie einige Modifikationen vornehmen. Da gibt es zum Beispiel das Problem der Stabilität. Vögel sind mehrere hundert Gramm schwer. Wenn so ein Brummer landet, darf der Blütenstängel nicht gleich einknicken. Diese Gefahr besteht bei der Strelizie nicht. Ihre Blüte ruht auf einem dicken und zugleich flexiblen Stängel, der am oberen Ende einen nahezu rechten Winkel vollführt – ein idealer Landeplatz für einen Vogel.
Damit sich ausschliesslich Vögel und keine Insekten an ihrem Nektar gütlich tun, kleidet sie sich bevorzugt in rote Farben ein. Vögel sehen Farben im Wellenlängenbereich von 300 bis 660 Nanometer also von blau bis rot. Das Spektrum der Bienen hingegen reicht nur bis 550 Nanometer (gelblich-grün). Mit roten oder orangen Petalblättern lockt die Sterlizie also ausschliesslich Vögel an, nicht aber Insekten, die ihr den Nektar stibitzen könnten, ohne dafür Pollen zu übertragen.
Es gibt eine Sache, die eine vogelbestäubte Blüte nicht braucht: Duft. Vögel haben äusserst schlechte Nasen. Das heisst, jegliche Form von Parfüm ist vergebliche Liebesmühe. Die Strelizie weiss das, denn sie riecht nach absolut nichts.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Ersatzspieler

Die Raupen des Kleinen Fuchses besitzen einen
tödlichen Appetit.
Brennesseln sind von allen Gartenpflanzen am schwersten bewaffnet. Jeder Quadratzentimeter von ihnen ist mit Dutzenden von Brennhaaren bewachsen, aus denen sie bei der kleinsten Berührung Ameisensäure versprühen. Die Raupen des Kleinen Fuchses stört das jedoch nicht im Geringsten. Sie fressen sich gerade munter quer durch die sattgrünen Blätter. Dabei nagen sie jedes einzelne von ihnen fein säuberlich bis auf den Stiel ab. Für die Brennessel ist das so, wie wenn ihr jemand den Strom abstellen würde, denn die Blätter stellen die Energiefabriken der Pflanzen dar. Doch so leicht gibt sie nicht klein bei. Sie wird schon seit vielen hunderttausend Jahren von Frassinsekten traktiert und hat inzwischen dazugelernt. Während ihres Wachstums legt sie jedes Blatt gleich mehrmals an. Aus jedem Stielansatz spriessen bereits zu Friedenszeiten winzige Blättchen. Sie sind eine Art Ersatzspieler. Unter normalen Bedingungen, wenn die Brennessel nicht angeknabbert wird, bleiben sie klein und unscheinbar. Sobald jedoch jemand die Hauptblätter durchlöchert, beginnen sie zu wachsen.
Sie können die ganze Pflanze
kahl fressen. Doch der Brennessel
macht das Dank ihren Stammzellen
nichts aus.
Allerdings hilft das wenig gegen den tödlichen Appetit der Schmetterlingsraupen. Diese fressen im Nu auch die Ersatzblätter kahl bis von der Brennessel nur noch ein Skelett aus Stängeln übrig bleibt. Was tut die nackte Pflanze? Sie ruft den Ersatz des Ersatzes auf den Plan und lässt neue Blätter spriessen. Das kann sie beliebig oft wiederholen, so lange bis sich die Raupen verpuppen und keine Gefahr mehr darstellen. Das Geheimnis der unverwüstlichen Brennesseln liegt am Ansatz des Blattstiels. Dort befinden sich pflanzliche Stammzellen, das so genannte Meristem. Es ist unsterblich und kann nach Belieben alle möglichen Pflanzenteile immer wieder reproduzieren. Es ist ihr persönlicher Jungbrunnen, mit dem sie auch die schlimmsten Plagen übersteht.

Donnerstag, 17. Mai 2012

Das globale Kräutersäckchen


Das Kräutersäckchen aus dem Supermarkt auch bekannt
als Schwarztee.
Mein linkes Augenlied hat sich entzündet. Vor hundert Jahren hätte mir der Augenarzt eine Liste mit Kräuternamen gegeben. Die Kräuter hätte ich dann in meinem Garten gepflückt und daraus einen Heilsud gebraut. Na ja, die Zeiten sind vorbei. Heute gibt es eine kleine Tube voll Antibiotikum. Ein Tropfen dreimal am Tag für eine Woche und die Entzündung ist weg.
Ich wollte schon gehen, da holte der Augenarzt nochmals Luft (er war von Bern) und sagte, dass ich unterstützend mit Schwarztee behandeln könne. Das geht wie folgt: Der Teebeutel wird mit heissem Wasser aufgebrüht und zwischen 2 und 30 Minuten ziehen gelassen. Beutel raus nehmen und etwas abkühlen lassen («Suscht chömet er denn mit eme verbrännte Aug zu mer»). Den kalten Beutel anschliessend fünf bis fünfzehn Minuten direkt auf das entzündete Lied legen.
Die Besinnung moderner Ärzte auf alte Kräuterkünste kommt nicht von ungefähr. 2009 hat der deutsche Arzt Georg Gallenkemper eine ausführliche Studie zur Heilwirkung von Tee veröffentlicht. Darin konnte er zeigen, dass Schwarzteeumschläge zu einem schnellen Abklingen von Ekzemen und anderen Hautreizungen führte.
Erst abkühlen lassen, dann auf's Auge drücken. 
Die heilende Wirkung stammt unter anderem von den so genannten Flavonoiden. Das sind chemische Verbindungen, mit denen sich Pflanzen selber vor schädlichen Umwelteinflüssen wie UV-Strahlung oder Bakterienkrankheiten schützen. Zudem sind Flavonoide schmerzstillend, was den Teebeutel auch bei Insektenstichen auf den Plan ruft.
Früher lieferten uns die Gärten zu jedem Leiden ein Kraut. Heute sind wir immerhin bereits wieder soweit, dass wir uns den abgekochten Schwarzteebeutel vor der Entsorgung kurz noch auf das Auge drücken. Vielleicht ist dieses globale Kräutersäckchen der Wegbereiter für die Rückkehr der Heilpflanzen in unsere Gärten.

Download der Studie von Georg Gallenkemper als PDF

Montag, 7. Mai 2012

Das Schweigen der Küken


Jetzt betteln die Jungen bereits, obwohl sie den Altvogel
noch gar nicht erblickt haben. Reagieren sie auf die
Kratzgeräusche der scharfen Kleiber-Krallen?
In meinem Garten brütet ein Kleiber-Pärchen. Es hat alle Schnäbel voll zu tun mit dem Heranschaffen von Käferlarven und Raupen. Alle paar Minuten landet ein Elternteil auf dem Baumstamm, hüpft dann auf das Dach des Nistkastens und huscht dann flink durch das Loch zu den Küken hinein. Einige Sekunden später ist das Futter verteilt und der Kleiber schiesst nach einigen kurzen Kontrollblicken pfeilschnell aus dem Häuschen heraus.
Während der ganzen Aktion geben sich die Küken keineswegs als passive Zuschauer. Sobald ein Altvogel auf dem Dach des Häuschens landet, lassen sie eine Salve von Bettelrufen los. Das erregte Piepsen hört erst wieder auf, nachdem die Schnäbel gestopft sind und die Mutter oder der Vater längst wieder auf dem Beschaffungsflug sind.
Das Ziel der Bettelrufe ist ein sehr egoistisches. Die Eltern füttern am eifrigsten bettelnde Junge zuerst. Eine laute Klappe zu haben ist also für einen Jungvogel überlebenswichtig. Aber es ist auch gefährlich. Wenn nämlich ein Marder oder eine Katze am Nistkasten kratzt, können verräterische Bettelrufe das Schicksal einer ganzen Brut besiegeln. Darum betteln die Jungvögel nur dann, wenn sie die typischen Laute ihrer Eltern wahrnehmen. Was das allerdings bei Kleibern sein könnte, ist mir ein Rätsel. Denn die Eltern verrichten ihre Arbeit ohne je einen Pieps von sich zu geben.
Nach einigen Sekunden guckt er kurz kritisch in die Runde,
dann schiesst er davon, um neue Käferlarven heranzuschaffen.
Vielleicht reagieren sie auf die Vibrationen der flatternden Flügel? Ich mache einen Test und lege mein auf stumm geschaltetes Handy auf das Dach und rufe mit einem zweiten Handy darauf an. Es vibriert, aber die jungen Kleiber im Nest sind mucksmäuschenstill. Reagieren sie etwa auf die Kratzgeräusche der Krallen ihrer Eltern? Ich ziehe meine Fingernägel vorsichtig über das Dach. Keine Reaktion. Die Jungvögel lassen sich nicht täuschen. Offenbar hat sich im Laufe der Evolution eine Art Geheimsprache zwischen Eltern und Jungen entwickelt. Dass ich und vor allem der Marder sie nicht entschlüsseln können, sichert ihnen das Überleben.

Montag, 30. April 2012

Es regnet Grillkohle


In einer Viertelstunde zur perfekten Glut.
Die kürzlich eröffnete Grillsaison führt mir einmal mehr vor Augen, wie nützlich die lokale Artenvielfalt sein kann. Neuerdings verwende ich für den Gartengrill kein wertvolles Brennholz mehr, sondern die Zapfen der Schwarzkiefer (Pinus nigra). Ein schöner Haufen von ihnen lässt sich mit einem Streichholz leicht entzünden und brennt in wenigen Minuten lichterloh. Die Zapfen sind voller Harz, das als natürlicher Brandbeschleuniger wirkt. Das geht zwar mit einer gewissen Rauchentwicklung einher, aber nach einer Viertelstunde wenn alles Harz verbraucht ist, entsteht eine sehr heisse und absolut rauchfreie Glut. Für Würste und Steaks gibt es nichts Besseres.
Die Frage ist jetzt nur noch, wo man auf die Schnelle genug Schwarzkiefernzapfen herkriegt. Nun, der Baum lebt vor allem in den Ländern um das Mittelmeer. Doch so weit braucht ihr nicht zu gehen. Denn glücklicherweise pflanzten in den 1960er Jahren die Landschaftsgärtner (aus Gründen, die mir schleierhaft sind) zu jedem neuen Haus eine Schwarzkiefer. Ein halbes Jahrhundert später sind sie im besten Alter und produzieren just zur Grillsaison Hunderte von Zapfen, die sie freundlicherweise in vorgetrocknetem Zustand abwerfen.
Jetzt müsst ihr also nur noch herausfinden, wo in eurem Dorf die 60er-Jahre-Siedlung ist. Dort geht ihr hin und bestimmt werden ihr gleich mehrere Schwarzkiefern vorfinden. Die Behören werden es euch Danken, wenn ihr gratis den «Müll» dieser Bäume von der Strasse wegräumt. Mein Tipp: die Zapfen mit einem Jutesack einsammeln und danach in die Garage stellen. Dort können sie dann noch etwas nachtrocknen, was die Rauchentwicklung beim Verbrennen etwas eindämmt.

Sonntag, 15. April 2012

Hydraulische Blüten

Die Blüten der Japanischen Zierkirsche werden gerade mit
Wasser vollgepumpt. Das erklärt ihr rasantes Wachstum.
    
Die Apfel-, Birn- und Kirschbäume stehen gerade unter einem enormen Produktionsdruck. Jeder Baum muss Hunderte oder gar Tausende von Blüten hervorbringen. Wenn man bedenkt, wie filigran die Einzelteile sind, ist es ein Wunder, dass das in den wenigen Frühlingswochen überhaupt möglich ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bäume noch nicht einmal ihre Blätter zur Photosynthese draussen haben. Wo also nehmen sie bloss die Energie her, um sich in ein Kleid aus Blüten zu hüllen?
Die Lösung für dieses scheinbare Paradox ist genial: Die Bäume haben die gesamte Blütenproduktion bereits im Jahr zuvor abgeschlossen. In den Monaten Juni bis August, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist und den Bäumen folglich am meisten Energie zur Verfügung steht, legen sie Miniaturversionen der Blüten an. Diese befinden sich gut geschützt in  mehrfach verpackten Containern. Im Volksmund heissen sie Knospen. In ihnen wird die Blüte bis zum Wintereinbruch mit allen Organen vorproduziert. Da gibt es Stempel, Fruchtknoten, Kron- und Deckblätter, alles platzsparend zusammengefaltet und ineinandergeschoben wie in einem IKEA-Möbelbausatz. Selbst die einzelnen Zellen sind auf das kleinst mögliche Mass geschrumpft.
Bei der offenen Blüte hat jede einzelne Zelle ihren maximalen
Ausdehnungsgrad erreicht. Da passt kein Wassermolekül
mehr rein.
Noch im Winter beginnt dann die langsame Befreiung der Blüte aus ihrer Sardinenbüchse. Dazu füllt der Baum jede einzelne Zelle der Knospe mit Wasser. Das hat zur Folge, dass sich die Zellen wie Luftballons ausdehnen. Der Prozess beginnt im Dezember und bis zum März sind die Knospen auf mehr als die doppelte Grösse angeschwollen. Im April platzen sie auf und geben ihren Inhalt frei.
Um sich vollständig zu entfalten benötigen die Blütenblätter noch mehr Wasser. Für diese hydraulische Höchstleistung muss sich der Baum noch nicht einmal sonderlich anstrengen. Er muss lediglich dafür sorgen, dass die Zuckerkonzentration in den Blütenzellen grösser ist als im umliegenden Gewebe. So entsteht ein osmotischer Sog, der Wassermoleküle anzieht und auf diese Weise die Blüte langsam aufpumpt. Das ist wie wenn man einen nassen und einen trockenen Schwamm aneinanderlegt. Nach einiger Zeit ist auch der trockene Schwamm nass, weil seine Saugkraft das Wasser anzieht.
Letztendlich sind die Zellen prall gefüllt und die Blüten sind offen.

Freitag, 6. April 2012

Metallblau

Eine Hyacinthe benützt dieselben
Farbstoffe wie eine rote Rose.
Blau ist eine seltene Blütenfarbe. Doch jetzt im Frühling gibt es sie überall. Hyazinthen und Feilchen verdanken wir es, dass der Garten zu einem tiefblauen Himmel auf Erden wird.
Der Stoff, der Blüten blau macht, hat die Forscher beinahe hundert Jahre lang an der Nase herumgeführt. 1913 entdeckte der deutsche Chemiker und Nobelpreisträger Richard Willstätter, dass rote Rosen und blaue Kornblumen ein und dasselbe Farbpigment enthalten.
Es handelt sich um ein so genanntes Anthocyan. Heute sind 250 verschiedene Varianten von ihnen bekannt. Sie können Blüten wahlweise in Rottönen oder blau erscheinen lassen. Aber wie machen sie das? Die Antwort kam erst 2005 von japanischen Forschern.
Sie fanden heraus, dass sich die Anthocyane mit einem weiteren Molekül, einem Flavon, und ein paar geladenen Metallatomen (Ionen) lose zusammenschliessen – etwa so, wie wenn wir uns die Hände geben würden. Drei Anthocyane und drei Flavone bilden einen Kreis aus sechs Molekülen. In ihrem Innern befinden sich ein Eisen-, ein Magnesium- und ein Kalziumion. Diese spezielle Anordnung führt dazu, dass die Anthocyane statt rotes Licht blaues Licht reflektieren.

Mittwoch, 28. März 2012

Abführmittel als Knabberschutz

Ein Mitarbeiter der Sukkulentensammlung
erntet die Blätter einer baumbildenden Aloe.

 

Postkarte aus der Sukkulentensammlung Zürich:
Aloe vera kennt heute jeder. Die Pflanze, welche Christoph Kolumbus als «Arzt im Blumentopf» bezeichnete, gibt es in jedem Gartencenter zu kaufen. Weniger bekannt sind ihre vielen Geschwister. Es gibt weltweit 540 Aloe-Arten. Viele von ihnen produzieren chemische Verbindungen, die zu Arzneimittel aufgestiegen sind.
Letzten Sonntag demonstrierten Mitarbeiter der Sukkulentensammlung, wie sich aus einigen dieser Arten ein potentes Abführmittel gewinnen lässt. Aloe ferox etwa produziert in ihrer äusseren Blattschicht einen gelblichen Saft. Abgeschnittene Blätter sondern diesen in grossen Mengen ab. Die Landwirte im Hauptanbaugebiet Südafrika legen sie  kreisförmig um eine Mulde im Boden, die mit einem Plastik ausgelegt ist. Dort sammelt sich der Saft. Die Flüssigkeit wird eingekocht und übrig bleiben feine, braune Kristalle, die an Kandiszucker erinnern. In Tinkturen oder Tabletten verarbeitet, dient diese Substanz noch heute als Abführmittel bei Darmverschluss oder chronischer Verstopfung.
Der gelbe Blattsaft sammelt sich in einer Mulde im Boden.
Doch die Pflanzen produzieren ihren Saft nicht, weil ihnen die Darmgesundheit von uns Menschen am Herzen liegt. Vielmehr haben sie genau das Gegenteil im Sinn. Die Bestandteile des Blattsaftes sind äusserst bitter. Fressfeinden wie Mäusen oder Insekten sagt das: «Halt, ich bin ungeniessbar!» Wer diese Warnung nicht ernst nimmt und trotzdem reinhaut, bezahlt dafür mit einer Durchfallattacke.

Montag, 19. März 2012

Antidepressivum

Vier Zutaten machen ein köstliches Bärlauch-Pesto.

   

Oh ja, der Winter war wieder mal ein richtiger Ablöscher. Doch das ist jetzt vorbei. Der Bärlauch schiesst aus dem Boden und nimmt mit seiner grünen Energie dem Garten sein depressives Gebaren. Am heilsamsten ist es, sich das Wildgemüse gleich zu verinnerlichen. Zum Beispiel mit Bärlauch-Pesto. Für alle, deren Knochen und Gehirnwindungen noch nicht aufgetaut genug sind, um sich an ein solch komplexes Rezept zu wagen, gibt es hier die einfachste aller Varianten.


Die fertige Paste in Gläser abfüllen.
Zutaten:
1 Schüssel Bärlauchblätter (möglichst jung)
Olivenöl
Salz
1 Pack gehackte Mandeln

Zubereitung:
1. Bärlauch waschen
2. Blätter in hohes Stabmixergefäss geben (nicht alle auf einmal)
3. 1 dl Olivenöl zugeben
4. Mit Stabmixer alles zu einem Brei rühren.
5. 1 TL Salz zufügen
6. Mandeln zufügen und alles gründlich mixen
7. Je nach Geschmack mehr Salz, Olivenöl oder Mandeln zugeben

Fertig!

Tipp 1:
Konfitüregläser bei 80 Grad im Ofen für eine halbe Stunde sterilisieren und danach Pesto abfüllen. Im Tiefkühler lagern.

Tipp 2:
Beim Rezept die Mandeln weg lassen und nur das Bärlauch-Öl-Salz-Gemisch in Gläser abfüllen. Es kann als Basis für Salatsaucen, Kräuterquark, Frischkäse oder in Hamburgern verwendet werden.

Tipp 3:
Nie Bärlauch vor einem wichtigen Meeting oder einem Rendezvous essen.

Freitag, 9. März 2012

Vom Nachschub abgeschnitten

Nicht abgefroren, sondern abgetrocknet.
Landauf landab sehen die Kirschlorbeerhecken ziemlich hässlich aus. Viele der Blätter haben sich braun verfärbt und hängen jetzt als dürres Laub hartnäckig an den Büschen. Der Fall scheint klar: die enorme Kälte dieses Winters hat den Blättern den Rest gegeben. Sie sind erfroren.
Aber die Geschichte ist nicht so einfach. Die Kälte hat zwar etwas mit dem Absterben der Blätter zu tun, aber erfroren ist das Laub nicht. Wie keine andere Pflanze versteht es der Kirschlorbeer seine Blätter vor tiefen Temperaturen zu schützen. Dazu pumpt er sie mit verschiedenen Zuckern voll. Sie wirken wie ein Frostschutzmittel und verhindern, dass sich in den Zellen spitze Eiskristalle bilden und diese von innen aufschlitzen.
Das funktioniert auch bei sehr grosser Kälte. Mit solchen Extremen fertig zu werden, ist ein Leichtes für den Kirschlorbeer. Er versagt jedoch dann, wenn er von zwei Extremen gleichzeitig herausgefordert wird. Das war offenbar der Fall.
Die Sonne schien während des Kälteeinbruchs ziemlich oft. Die Strahlen wärmten die Blätter auf und aktivierten sie. Die unzähligen Spaltöffnungen, eine Art winzige Atemlöcher, öffneten sich und durch sie verdunstete Wasser aus den Blättern. Dieser Prozess ist in der warmen Jahreszeit lebenswichtig für jedes Gewächs. Die Verdunstung führt in den Blättern zu einem Unterdruck. Dieses Vakuum zieht neues Wasser aus den Wurzeln samt den darin gelösten Nährstoffen nach oben. Auf diese Weise ernähren sich Pflanzen.
Der Kirschlorbeer ist ein ziemlich guter Verdunster. Er gibt pro Stunde einen Deziliter Wasser an die Luft ab und genausoviel fliesst durch die Wurzeln wieder nach. Wenn aber der Boden beinhart gefroren ist, bricht der Nachschub zusammen. Doch das Wissen die Blätter in der warmen Wintersonne natürlich nicht. Sie tun, was sie immer tun und unterschreiben so ihr eigenes Todesurteil. Da kein neues Wasser von unten nachkommt, sterben die ausgetrockneten Blätter schliesslich ab. Darum hat nicht die Kälte sie getötet, sondern der Flüssigkeitsmangel.

Montag, 27. Februar 2012

Bienen Jubiläum

Die älteste Bienen-Mumie der Welt ist
luftdicht in Bernstein eingeschlossen.
In diesem Jahr feiert die Natur ein besonderes Jubiläum. Es ist genau 100 Millionen Jahre her, seit Pflanzen zum ersten Mal durch Bienen bestäubt wurden. Die Zeitspanne bezieht sich auf das Alter einer in Bernstein eingeschlossenen Biene aus Burma (Myanmar). Sie ist die älteste Bienen-Mumie der Erde.
Ihr Name lautet Melittosphex burmensis. Eine volkstümliche Bezeichnung hat sie leider nicht. Das Besondere an ihr ist, dass sie in der Evolution genau zwischen ihren Vorfahren, den fleischfressenden Wespen, und den heutigen vollkommen vegetarisch lebenden Bienen steht.
In gewisser Weise haben diese Insekten die umgekehrte Evolution von uns Menschen durchgemacht. Während wir im Laufe der Zeit unsere Körperbehaarung abgelegt haben, nahm diejenige der Bienen immer mehr zu. Im Gegensatz zu den Wespen hatte Melittosphex burmensis bereits stark behaarte Beine und ihr ganzer Körper einschliesslich Kopf bedeckte ein feiner Flaum.
Die Haare waren eine Schlüsselerfindung. Denn nur mit ihnen können Insekten Pollen in grossen Mengen von den Blüten abwischen und zum Nest transportieren. Mit einem nackten Körper geht das nicht, weil so den Pollenkörnern die Haftung fehlt.
Die Anfänge der Bienen waren sehr zaghaft. Melittosphex burmensis war nur knapp drei Millimeter lang. Das ist ein Winzling verglichen mit einer modernen Honigbiene oder einer Hummel.
Nichtsdestotrotz waren die Pflanzen bereits damals sehr abhängig von den bestäubenden Insekten. Das zeigt sich in der Grösse ihrer Blüten. Die Pflanzen passten sie den winzigen Bienen an und so betrug die durchschnittliche Blumengrösse damals nur 0,5 bis 3 Millimeter.

Montag, 20. Februar 2012

Schubumkehr

Frischer Schnittlauch mitten im Winter.
Der Garten befindet sich noch immer im Tiefschlaf und es sieht nicht so aus, als ob sich das in nächster Zeit ändern würde. Wenigstens lassen sich Teile von ihm auf einfache Art und Weise aus dem Dornröschenschlaf holen. Wer noch weiss, wo im letzten Jahr der Schnittlauch gestanden hat, kann jetzt mit einem Spaten an dieser Stelle nach den kleinen Zehen graben.
Am besten setzt man sie samt der umgebenden Erde in einen Topf und stellt sie zum langsamen Auftauen in den Keller. Nach einem Tag kommen sie auf ein sonniges Fensterbrett im Wohnzimmer. Und jetzt geschieht etwas Atemberaubendes. Mit der Geschwindigkeit von einem Zentimeter pro Tag schiessen die jungen Schnittlauchtriebe aus dem Boden hervor. Innerhalb einer Woche sind sie bereits so hoch, dass es für den Salat oder den Kräuterquark reicht. Nach dem Abschneiden wachsen die Triebe munter weiter. Damit ist der Nachschub an frischen Kräutern lange vor dem Frühlingsbeginn gesichert.
Den Schnittlauch überlisten, kann jedes Kind. Schon in den Siebziger Jahren haben Forscher untersucht, welche Umweltbedingungen die Zehen dazu veranlasst, aus ihrem Winterschlaf aufzuwachen. Ihr Fazit: es reicht ein kurzes Bad in 40 Grad Celsius warmen Wasser oder drei Tage Lagerung in Luft, die zwischen 22 und 36 Grad warm ist.
Bis heute jedoch ist es für die Forscher ein Rätsel, welche chemischen Vorgänge sich während der Aufwachphase in den Zehen abspielen. Im Sommer ist die Zehe eine Art Reservoir, in dem der Schnittlauch Zucker und Stärke sammelt. Der Stofffluss geht von oben (Blätter) nach unten. Im Frühling kehrt die Pflanze den Fluss um. Dann pumpt sie wie eine Wahnsinnige Zuckerverbindungen nach oben und lässt so die Blätter mit sehr hohem Tempo wachsen.
Die Forscher vermuten, dass der Schnittlauch irgendwann während seiner Ruhephase ein paar Gene abschaltet und einige andere dafür einschaltet – so wie man beim Auto entweder den Vorwärts- oder den Rückwärtsgang einlegt. Der ganze Vorgang dauert jedoch ein paar Wochen und benötigt zwingend eine Periode mit Temperaturen unter null Grad. Danach ist der Schnittlauch wieder auf Wachstum eingestellt. Man könnte also bereits nach dem ersten Frost im November oder Dezember einen Teil der Zehen ausgraben und sich so während des ganzen Winters immer einen frischen Satz Schnittlauch halten.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Hackordnung

Ein grosses Amselweibchen. Es zählt zu den Obermackern
am Futterplatz.
Teilen ist für Vögel ein Fremdwort. Dafür kennen sie das Wort «austeilen» umso besser. Die Futterstelle ist das reinste Schlachtfeld. Nichts von feierlicher Abendmahlstimmung. Hier wird mit Schnäbeln gehackt, was das Zeug hält.
Die grössten Tyrannen sind die Amseln. Gegen ihre massigen Körper haben zarter gebaute Vögel wie Kohl- oder Blaumeise keine Chance. Die Amseln picken ein paar Körner und lassen ihren Blick dann eifersüchtig über das Futterbrett schweifen. Sitzt eine Meise am Rand, setzt die Amsel zu einem Sprint an. Das reicht in der Regel, um ungebetene Gäste in die Flucht zu schlagen.
Miteinander gehen die Amseln ebenso zänkisch um. Ein starkes Weibchen vertreibt Jugendliche beider Geschlechter und macht erst dann Platz, wenn ein ausgewachsenes Männchen landet und sein Recht einfordert. Glückloser sind die Weibchen der Kohlmeisen. Sie könnten es niemals mit einem Männchen aufnehmen. Deshalb sucht man sie an Futterstellen vergebens.
Die Blaumeise hat noch drei Sekunden. Spätestens dann
landet die nächste Amsel.
Noch weiter unten in der Hackordnung kommen die Blaumeisen und die Grünlinge. Ihre Strategie: Warten, zuschlagen, abhauen. Das scheint bestens zu funktionieren. Denn oft zanken sich die Amseln so sehr, dass sie selbst an ihrem Gezeter erschrecken und verwirrt Reissaus nehmen.
Auf diesen Moment warten die kleineren Vogelarten. Sie sausen herbei, nehmen ein Korn in den Schnabel und machen sich flugs wieder davon. Auf einem Ast in der Nähe verspeisen sie ihre Beute und warten auf die nächste Gelegenheit.
Die ganz Mutigen gehen sogar noch weiter. Sie wissen um die Schreckhaftigkeit der Amseln und flattern ihnen deshalb absichtlich gleich vor die Nase. Die Amseln schrecken auf und flüchten in die Büsche. Das gibt den Meisen und den Grünlingen ein paar Sekunden Zeit, sich den Wanst vollzuschlagen. 

Donnerstag, 26. Januar 2012

Ode an die Carotine

Im Tomatenpüree finden Leute mit
Garten-Blues Trost. Da lacht einen die
geballte Ladung Lycopin an.
Der Garten hat gerade seinen Tiefpunkt erreicht. Jedes Quentchen Saft scheint aus den Ästen von Bäumen und Sträuchern gewichen zu sein. Die Gräser liegen dürr und braun unter einer dünnen Schicht Rauhreif und es sieht so aus, als ob sich das nie mehr ändern würde, als ob die Gräser und die Kräuter für immer in ihrer Totenstarre verharren müssten.
Es lässt sich jetzt nur noch erahnen, dass der Garten einmal grün war. Er gleicht jetzt mehr einem verblichenen Abziehbild. Grün ist nur noch eine Idee, die sich irgendwo zwischen Asthaufen und Birnbaumstumpf herumdrückt. Gesehen werden, möchte sie nicht.
Noch schlimmer steht es um die warmen Farbtöne. Das Rot, das Gelb, das Orange. Nach der Offenbarung im Herbst, wo fast jede Pflanze etwas Rotes zu bieten hatte, ist es nun wie weggefegt. Rot ist die Farbe der Reife. Es steckt in Beeren und in Früchten. Die Tomate, der Kürbis, die Erdbeere und die Birne enthalten es.
Dieses Pflanzenrot nennen die Chemiker «Carotine». Es gibt über 600 verschiedene Verbindungen, die alle einen etwas anderen Farbton haben. Das ist die Malpalette der warmen Farben der Natur. Am intensivsten kommt es in einer reifen Tomate oder einer aufgeschnittenen Wassermelone zum Ausdruck. Dieses tiefrote Leuchten stammt vom sogenannten Lycopin. Das Molekül wird in vielen Speisen wie Suppen oder Saucen als Zusatzstoff verwendet (E160d). Man kann damit auch ganz tollen Lachsersatz herstellen, der schön rot aussieht.
Wer zu viel Lycopin zu sich nimmt, wird selbst rot. Da es fettlöslich ist, lagert es sich unter anderem in der Haut ab, was über längere Zeit zu seinem Gelbstich der Haut führen kann. Im Grunde keine schlechte Idee. Jetzt wo der Garten nichts als Kälte ausstrahlt, bin ich dann vielleicht das einzige Objekt, das warm vor sich hinleuchtet. Wer es in dieser tristen Zeit nicht aushält, kann auch eine Dose Tomatenpüree öffnet und sich daran satt sehen. Es enthält 62 Milligramm Lycopin pro 100 Gramm – eine der höchsten Konzentrationen natürlichen Rots im Haushalt.

Sonntag, 15. Januar 2012

Südafrika in der Garage

Langsam wird das etwas. Selbst im
Schummerlicht der Garage.
2007 habe ich von einem Gartencenter in Teneriffa eine kleine Strelizie (Paradiesvogelblume) mit nach Hause gebracht. Vier Jahre lang hat sie sich in meinem Garten in der Sonne geräkelt, hat Hagelstürme, Trockenperioden  und sintflutartige Regenfälle überstanden. Letzten Sommer war es endlich so weit. Die ersten beiden Blütenstängel streckten sich langsam zwischen den Blättern hervor.
Leider ging das ganze etwas zu langsam. Der Herbst kam und ging und die Blüten waren noch immer nicht offen. Das war’s, dachte ich, als das Thermometer tagsüber nicht mehr merklich über die fünf Grad Marke stieg. Die Strelizie musste in die Garage und damit war es wohl mit dem Blühen gelaufen.
Aber siehe da: die Pflanze macht seither beharrlich weiter mit ihrem Plan. Der Blütenstängel streckt sich immer mehr der Decke entgegen und sein oberer Teil schwillt zur Knospe an. Offenbar kennen die Strelizien keine Winterruhe. Und tatsächlich: diese Pflanzenart blüht in ihrer ursprünglichen Heimat Südafrika immer zweimal pro Jahr. Im Sommer schafft sie das Kunststück in nur acht Wochen. Im Winterhalbjahr benötigt sie dafür jedoch ganze 28.
Die optimale Temperatur liegt dabei zwischen 17 und 27 Grad Celsius. Perfekt. In meiner Garage sind es 16. Das erklärt wohl, warum sie mit ihrem Projekt einfach weiter macht. Offenbar hat sie in ihren Wurzeln genug Energie gespeichert, um die Blüten auch im schummrigen Garagenlicht zu vollenden.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Der Fis-Garten

Aus dem dicken Efeu-Stamm hole ich ein Cis heraus.
Ein Garten besteht nicht nur aus Tieren, Pflanzen, Erde und ein paar Steinen, sondern er setzt sich auch aus physikalischen Grössen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Lichtmenge zusammen. Einen besonderen Platz nehmen dabei die Tonfrequenzen ein. Das Laub, das Gras, eine Hecke oder die Äste eines Baums geben Töne von sich, wenn der Wind in sie fährt oder beim Jäten ein Schuh gegen sie stösst.
Dieses Orchester erfüllt jeden Winkel. Manchmal ist es Laut (wenn ein Sturm tobt) und manchmal ist es nur ganz leise (an einem Wintermorgen, bevor die Vögel aufwachen). Ich habe versucht, ein paar dieser Klänge einzufangen und sie physikalisch zu beschreiben. Mein erstes Opfer ist der Kirschlorbeer. Seine steifen Blätter laden dazu ein, auf ihnen mit einem Xylophonschläger herumzutrommeln. Als Messinstrument verwende ich mein Handy, das ich mit der Android App «ToneTuner» in ein Frequenzmessgerät verwandle.
Das erste Blatt liefert 155 Hertz (1 Hertz = 1 Schwingung pro Sekunde). Das entspricht in etwa einem Dis auf dem Klavier. Ein zweites besonders grosses Blatt fällt auf 90 Hertz herab (zwischen F und Fis). Tiefer kann der Kirschlorbeer nicht. Dafür macht sich der Rasen als Basssänger umso besser. Wenn ich mit dem Fuss auf das Grass stampfe erhalte ich 65 Hertz; das tiefe C. Wo der Boden mit Wasser gesättigt ist steigt der Ton auf das D.
Die jungen Wollschweine sprengen den Tonumfang jedes
Klaviers. Ihr Quietschen erreicht mehr als 5000 Hertz.
Sehr viele Objekte geben ganz helle Töne von sich. Der Zaunpfosten beispielsweise schafft 1100 Hertz, der Stamm des Wallnussbaumes 1200 Hertz und der letzte Rest Schnee gibt 1300 Hertz von sich, wenn ich mit dem Fuss draufstampfe.
Die jungen Wollschweine vom Nachbarn nehmen es locker mit solchen Tonlagen auf. Ihr Quietschen fordert mein Handy heraus: 5500 Hertz. Das schafft nicht mal der höchste Ton beim Klavier, das c’’’’’ mit 4186 Hertz. Aber es gibt einen Strauch im Garten, der sie alle in den Schatten stellt. Die feinen Blättchen des Rosmarins sind die Meister-Soprano. Wenn sie gegeneinander schlagen, erklingen sie mit 5719 Hertz.
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