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Dienstag, 29. Juli 2014

Grundwasser-Landschaft

Mein Grundwassersee steigt aus dem Rasen auf.
Der Juli war nass. So viel Wasser ist schon lange nicht mehr auf meinen Garten nieder gegangen. Alles triefte. Aber der Dauerregen hatte auch etwas Gutes. Er zeigte mir eine bis anhin verborgene Seite meines Gartens.
Unter dem Boden gibt Grundwasser. Das liegt mal in zehn Meter Tiefe, mal in zwei. Es kann aber auch sein, dass es nur knapp unter der Oberfläche durch die Bodenporen sickert. Das ist von aussen nicht immer unbedingt sichtbar. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, das Grundwasser ans Tageslicht zu holen. Erstens, man gräbt ein Loch in den Garten, oder zweitens, man wartet auf den grossen Regen.
Aus dem See fliesst ein Bach
den Weg runter.
Im letzteren Fall steigt der Grundwasserspiegel bis es die Bodenoberfläche erreicht. Das ist in meinem Garten an einer Stelle passiert. Das sieht sehr seltsam aus. Auf ein paar Quadratmetern bildet sich einfach ein See. Weil mein Garten etwas geneigt ist, hat der See auch einen Ausfluss. Das Wasser folgt dabei der Schwerkraft über den Rasen bis das Gefälle so stark wird, dass sich ein kleiner Bach bildet. Der Bach rauscht über den Gartenweg, die Gartenplatten und unter der Hecke durch bis er einen Teil des Bodens erreicht, in dem das Grundwasser nicht bis an die Oberfläche gestiegen ist. Dort versickert der Bach im Boden und verschwindet im Nichts.
Dank des Regens kann ich jetzt eine Karte des Grundwasservorkommens meines Gartens erstellen. Das könnte mal nützlich werden, wenn ich in Zukunft einen Teich anlegen möchte. Ich buddle dort, wo das Wasser auch ohne Regen nahe an die Oberfläche kommt. So kann ich vielleicht sogar auf eine Teichfolie verzichten. Oder ich kann sie so zurechtschneiden, dass das Grundwasser in den Teich fliesst, nicht aber aus ihm heraus. An derselben Stelle könnte ich auch einen Bach anlegen. Oder ein kleines Moor mit fleischfressenden Pflanzen.

Dienstag, 1. Juli 2014

Charakter-Hühner

Die First Lady mit dem Hahn. 

Seit drei Wochen gibt es neue Bewohner in meinem Garten. Es sind Federfüssige Zwerghühner. Sie heissen so, weil sie an den Füssen einen Fächer aus Federn besitzen. Als Zwerghühner sind sie zudem nur etwa halb so gross wie eine normale Legehenne. Dafür ist ihr Gefieder zehn Mal schöner.
Ob mich das dauernde Gegacker und Gekrächze nicht nervt? Das ist das Beste an diesen Tieren: sie sind fast vollkommen lautlos. Der Hahn ist der grösste Chiller, den ich je gesehen habe. Sein Lebensmotto lautet: «Wer seine Stimmbänder schont, lebt gemütlicher». Am Morgen habe ich den noch kein einziges Mal «kikerikiii» rufen hören. Der kommt einfach still aus dem Hühnerhäuschen geschlichen und legt sich dann mit seinem Lieblingshuhn in die Morgensonne. So ein fauler Gockel.
Miss Intelligent untersucht den Rand
ihres Universums.
Dann gibt es da die First Lady. Sie weicht dem Hahn nicht von der Seite. Die beiden machen alles zusammen. Sonnenbaden, sandbaden, fressen. Und am Abend gehen sie wie ein altes Ehepaar brav miteinander ins Bett. Es ist fast schon rührend, wie sie sich im Häuschen aneinander schmiegen.
Miss Intelligent ist da anders. Ihr IQ ist etwa drei Mal so hoch wie der des Hahns. Sie interessiert sich nicht für Romanzen, sondern ist Forscherin mit Leib und Feder. Wenn ich auch nur in die Nähe des Zauns komme, rennt sie herbei und gackert aufgeregt, als wollte sie sich bei mir nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Weltraumforschung erkundigen. Wenn ich das Stroh wechsle, hüpft sie zwischen meinen Armen hindurch und beginnt das Stroh gleich wieder aus den Legestellen zu scharren. Sie hat die Nase immer zu vorderst und besitzt nicht den leisesten Hauch von Furcht. Aus der wird sicher noch mal eine Uniprofessorin.

Mein Durchschnitts-Huhn. Wird es mich
eines Tages mit der Weltformel überraschen?




Die letzte im Bunde ist Miss Durchschnitt. Sie ist weder Gockels Liebling noch ist sie besonders schlau. Sie ist von allen am schwierigsten einzuschätzen. Stille Hühner können tiefsinnig sein. Die muss ich im Auge behalten. Irgendwann wird sie mich vielleicht überraschen.
Die Hühner haben einen Auftrag. Sie sollen die unkontrollierbar gewordene Wildnis in den Randbereichen meines Gartens zähmen. Nichts macht Gestrüpp so zu schaffen, wie ein paar konstant scharrende Hühnerfüsse. Aber mit einem Hahn, der sich der Gemütlichkeit verschrieben hat, kann ich wohl noch eine Weile warten, bis sich der Dschungel lichtet.

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