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Freitag, 31. August 2012

Peak Summer

Hinter der Lagerhalle macht der Sommer seinen letzten Atemzug. Die Luft flimmert über einem Stapel alter Holzscheite. Sie scheinen in der Hitze vor sich hin zu dösen, während sie langsam – nur ganz langsam – älter werden und einen noch gegerbteren Ton annehmen. Das letzte Bisschen Feuchtigkeit entweicht still und leise aus ihnen. In diesem Zustand sind sie unnahbar. Kein Vogel, kein Schmetterling und keine Fliege wagt es, sich auf sie zu setzen. In diesem Zentrum der Gluthitze können nur Holzscheite bestehen. Selbst die Brombeerranken scheinen sich die Dornen an ihnen zu verbrennen. Nur ein oder zwei Triebe wagen sich auf den Stapel. Doch dort gibt es nichts für sie zu holen, keine Nährstoffe und kein Wasser, nur noch mehr Licht, dessen überschiessender Energiegehalt ihre Zellen zu zerstören droht. 
Das ist der Höhepunkt des Sommers und gleichzeitig sind es seine letzten Minuten vor dem Fall. Von Westen reitet bereits der Herbst auf einer Regenfront heran. Den umliegenden Hügeln hat er bereits die Kälte gebracht und bald wird er die knochentrockene Existenz der Holzscheite mit einem feuchten Windstoss wegwischen. Noch ein letztes Mal saugen sie den Sommer tief bis in ihre letzte Pore ein. Noch einmal krümmen sie sich in der Trockenhitze.

Dienstag, 28. August 2012

Mistkäfer

Die Mistkäfer zerfleddern den Pferdeapfel vollständig.
Postkarte aus Dänemark:
In einem Waldstück am Gurre See westlich von Helsingør wurde ich Zeuge eines eher unappetitlichen Banketts. Auf dem Waldweg lagen mehrere zertretene Pferdeäpfel, in denen Dutzende von Mistkäfern wühlten. Die Insekten waren in einem regelrechten Fressrausch und nahmen von mir gar keine Notiz. Einige von ihnen stolperten hastig über den Dung als ob es irgendwo noch einen grösseren Haufen zu entdecken gäbe. Die meisten jedoch waren mit dem gedrängten Bad im Mist vollkommen zufrieden. Von ihnen sah ich nur das Hinterteil. Den Kopf hatten sie tief in der grünen Masse eingegraben.
Ich habe noch nie so viele Mistkäfer auf einen Haufen gesehen. Aber ein Rekord war das trotzdem nicht. In den Siebziger Jahren zählten zwei Forscher in Ostafrika in einem 1,5 Kilogramm schweren Kothaufen eines Elefanten 16 000 Mistkäfer. In nur zwei Stunden war vom Erdboden verschwunden.
Die Käfer fressen vor allem die unverdauten faserigen
Bestandteile.
Daran zeigt sich die grosse ökologische Bedeutung dieser Insekten. Sie räumen den Kot anderer Tiere weg. Verschiedene Arten gehen dabei unterschiedlich zu Werke. Manche, wie meine dänische Art, fressen sich durch den Haufen. Für sie bildet der Kot eine reiche Mahlzeit. Andere drehen ihn zu Pillen und legen danach ihre Eier darin ab. Wieder andere bugsieren ihn in einen selbst gegrabenen Tunnel als Futter für ihre Larven.
Diese Arbeit ist so wichtig, dass die Abwesenheit von Mistkäfern verheerende Folgen haben kann. Als australische Siedler die ersten europäischen Kühe auf den Kontinent brachten, wussten die einheimischen Mistkäfer nichts mit den fremdartigen Fladen anzufangen und rührten diese nicht an. Als Folge versank das Landwirtschaftsland bald unter einem Berg von Kuhmist. Erst die Einführung von mehreren Mistkäferarten aus Europa brachte Abhilfe.

Mittwoch, 8. August 2012

Streifen der Unschuld

Die Fleischfliege sieht harmlos aus, sie kann jedoch
Krankheiten übertragen und ihre Maden fressen Kaninchen
bei lebendigem Leib.
Manche Tiere des Gartens werden mit einer geradezu positiven Ausstrahlung geboren, obwohl ihre Taten allseits gefürchtet sind. Zu ihnen gehören die «Zebrafliegen». Sie sind häufige Besucher auf nektarreichen Blüten, wo sie sich ganz unschuldig am Zuckersaft laben. Ihre schwarzen Längsstreifen auf dem Rücken haben ihnen ihren Spitznamen eingebracht, unter dem sie in Fotografie-Gemeinden auch gehandelt werden. Doch statt mit einem Zebra haben sie mehr mit einem Löwen gemein.
Die korrekte Bezeichnung für sie lautet «Fleischfliegen». Ihre Maden ernähren sich ausschliesslich von eiweissreichem Futter wie Fleisch, Käse, Fisch oder Kot. Mit Hilfe eines abgesonderten Enzyms verflüssigt die Made das Eiweiss und braucht es danach nur noch aufzulecken.
Das Enzym ist so potent, dass sie damit auch das Gewebe noch lebender Tiere angreifen können. Manche Fliegen legen ihre Eier beispielsweise direkt auf einem Kaninchen ab. Kurz darauf schlüpfen sie und bohren sich in nur vier Stunden durch die Haut ihres armen Opfers. Im Körper stellen sie Giftstoffe her, die das Kaninchen in einen Schockzustand versetzen und letztendlich umbringen.
Aber auch uns Menschen können diese Insekten gefährlich werden. Wenn die Fliegen aus ihren Kokons schlüpfen, kommen sie unweigerlich mit den Bakterien des Kadavers in Kontakt. Diese reisen nun als blinde Passagiere in unser Wohnzimmer oder unsere Küche, wo sie ihre gefährliche Fracht auf Esswaren abladen. Auf diese Weise breiten sich unter unhygienischen Bedingungen Infektionskrankheiten aus.
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