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Donnerstag, 2. September 2010

Die Wasserdampf-Trinker

Die Gartenmauer ist die senkrechte Heimat
der Pinselfüsser.
Auf meiner Gartenmauer neben der Einfahrt leben eigenartige Tiere. Sie heissen Pinselfüsser (Polyxenus lagurus) und sind nur vier Millimeter lang. Ihr ganzer Körper ist mit federartigen Auswüchsen bedeckt. Darum wohl der Name. Ihre Nahrung besteht aus Algen und Flechten, was die senkrechte Wand zu einem Schlemmerland für sie macht. Die kleinen Tierchen gehören zur Gruppe der Tausendfüsser, sie besitzen jedoch nur gerade 12 Beinpaare. Was ihnen an Laufkraft fehlt, machen sie mit Hightech wett. Die Pinselfüsser sind nämlich sehr trockenheitsresistent. Das heisst, über ihren Panzer verdunstet fast kein Wasser. Was in ihrem Körper ist, bleibt auch dort. Zudem entziehen sie ihrem Kot die Feuchtigkeit, bevor sie ihn ausscheiden. Auch hier wird also gespart.
Die seltsamen Auswüchse auf seinem Körper geben den
Pinselfüssern ihren Namen. Der Kopf ist hier rechts unten.
Das Wundersamste an ihnen ist jedoch ihre Gabe, Wasserdampf zu trinken. Damit meine ich nicht die kleinen Tautröpfchen, die am Morgen wie feiner Nebel durch die Luft schweben und sich auf der Autoscheibe als Wasserfilm niederschlagen. Nein. Sie trinken den unsichtbaren Wasserdampf, Luftfeuchtigkeit mit anderen Worten, der uns in jeder Sekunde umgibt. Das fanden Wissenschaftler heraus, indem sie die Tiere in einen Luftstrom von 80 Prozent Luftfeuchtigkeit steckten. Die Pinselfüsser legten in einigen Stunden 20 Prozent ihres Gewichtes zu. Sie tranken die Feuchtigkeit des Luftstroms. Mit welchem Organ sie das machen, wissen selbst die Forscher noch nicht. Ein ungelöstes Rätsel direkt vor der Haustür.

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