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Montag, 3. Januar 2011

Die Naturgeschichte des Vogelfutters

Der Sonnenblumensamen:
Begierde von Vögeln und
Forschern gleichermassen.

Jetzt streiten sie wieder. Die Spatzen, die Grünlinge, die Meisen und die Amseln zanken sich um das Vogelfutter. Sie schüchtern sich gegenseitig mit Drohgebärden ein und führen sich auf, als ob es auf der Welt nichts Wertvolleres als Sonnenblumenkerne gäbe. Dabei steht in unserem Küchenschrank noch ein ganzer Sack voll – mehr als genug für alle. Aber das wissen sie natürlich nicht.
Doch was will man den Vögeln schon vorwerfen, streiten sich doch sogar Wissenschaftler um Sonnenblumenkerne. Nicht, weil sie zu wenig zu essen haben, sondern weil der Ursprung der Sonnenblume unklar ist. Die gängige Lehrmeinung geht davon aus, dass die Indianer im Mississippi-Gebiet diese Nutzpflanze domestizierten. In der Region fanden Archäologen bereits Tausende gut erhaltene Samen, die bis zu 4500 Jahre alt sind.
In den 90er Jahren entdeckten Forscher von Mexiko in einer Höhle nahe der Hauptstadt ebenfalls drei Samen. Ihr Alter: zweitausend Jahre. Seither streitet sich die Fachwelt darüber, ob der Ursprung der Sonnenblume am Mississippi oder in Mexiko liegt oder ob sie vielleicht zweimal unabhängig voneinander entstanden ist.
Woher kommen sie bloss? Aus Nord-,
Mittel- oder Südamerika?
Diesen September verkomplizierte sich die Geschichte noch mehr. Argentinische Forscher entdeckten in Südamerika, im nordwestlichen Patagonien, einen versteinerten, 47 Millionen Jahre alten Blütenkopf. Die Forscher ordneten ihn den Korbblütengewächsen zu. Das ist dieselbe Familie, zu der auch die Sonnenblume gehört.
Ist die Versteinerung möglicherweise eine direkte Vorfahrin der heutigen Sonnenblumen? Wurden deswegen die ersten wilden Pflanzen vielleicht viel weiter südlich domestiziert, als die Wissenschaft heute annimmt? Viel Stoff für noch mehr Streit unter den Gelehrten. Die Amseln und Meisen kümmert das wenig. In ihrer Welt zählt nicht, woher ihr Futter kommt, sondern in welchem Magen es landet.

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