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Donnerstag, 22. Juli 2010

Karibische Tief-Flieger

Die Blüten der Kugeldisteln sind für Insekten, was die
Karibik für uns Menschen ist: unwiderstehlich.
Der Princess Juliana Flughafen in der Karibik zählt zu den gefährlichsten der Welt, weil die Piste gleich hinter einem Strand beginnt, auf dem sich die Touristen in der Sonne bräunen*. Fliegt der Pilot ein wenig zu tief, gibt es ein Massaker. Er selbst wird von seinem fliegerischen Unvermögen kaum betroffen. Doch es gibt einen Flughafen, der unfähige Kapitäne mit dem Tod bestraft. Er befindet sich gleich neben der Hauswand in den Kugeldisteln.
Dort haben sich die runden Blütenköpfe jetzt geöffnet und locken Schmetterlinge, Bienen, Schwebefliegen und sogar Wespen an. Die sichere Art zu landen und zu starten ist die: steil anfliegen und genauso auch wieder abheben. Das funktioniert in vielen Fällen ganz gut. Aber vor allem die Honigbienen haben ab und zu Schwierigkeiten mit ihren Motoren und verlieren für Sekundenbruchteile ihre volle Leistung. Das hat unmittelbare Konsequenzen auf die Flughöhe. Die Bienen sacken mehrere Zentimeter ab.
Wer zu tief fliegt, geht einer
Spinne ins Netz.
Und genau das ist noch viel gefährlicher als einem Tourist mit dem Reifen den Schädel abzurasieren. Denn der ganze Luftraum unter den Blüten der Kugeldisteln ist mit einem Gewirr von Spinnennetzen durchzogen. In ihnen machen Bienen mit Motorschaden eine Bruchlandung. Wenn sie Glück haben, kommen sie durch eine sofortige Erhöhung der Schubkraft in wenigen Augenblicken wieder frei – bevor die Spinne sie mit ihren Fäden festzurrt. Die Pechvögel allerdings bleiben im Netz hängen und müssen es erleben, dass sie von einem Raubtier ausgesaugt werden, dessen Körper gerade mal so gross ist wie eines ihrer Augen.
Wie gesagt, wer steile Landungen und Starts hinlegt, entgeht diesem Schicksal. Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass sich die Blüten alle auf unterschiedlichen Höhenstufen befinden. Wer also alle Nektarquellen besuchen möchte, muss in das Spinnennetz-Labyrinth abtauchen und hoffen, mit keinem der Tausenden von Fäden zu kollidieren. Da ist die Landung in der Karibik ein reines Zuckerschlecken.

*Und so sieht es aus:

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