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Samstag, 23. Juli 2011

Verräterische Höschenfarbe

Diese Hummel sammelt den blauen Pollen der
Samt-Hortensie. Sie packt ihn an ihre Hinterbeine und
bekommt so ein «Höschen».
Hummeln und Bienen sind gerade überglücklich. Die Samt-Hortensie blüht und liefert reichlich Nektar und Pollen. Die kleinen Sammler stürzen sich Kopfüber in die Blüten. Aber sie schlagen sich nicht an Ort und Stelle den Bauch voll, sondern sammeln in erster Linie für ihr Volk. Denn in den Waben zurück im Stock warten hungrige Larven auf Nachschub. 
Sowohl Hummeln als auch Bienen transportieren die wertvolle Fracht auf ihren Hinterbeinen. Dazu vermischen sie den Pollen mit Speichel und kleben ihn an einer Stelle mit besonders langer Beinbehaarung fest. Mit der Zeit bildet sich dort ein ordentlicher Haufen und es sieht aus, als ob sie ein Höschen tragen würden.
Die Farbe ist meistens ein Gelbton. Nicht aber bei der Samt-Hortensie. Ihr Pollen ist blau. Und genau diese Farbe hat auch ihr Höschen. Es sieht schon fast giftig aus, was da an den Hummeln klebt. Aber offenbar ist der blaue Pollen für die Larven ein Hochgenuss.
Diese Hummel hat zuvor an von einer anderen Pflanze mit
orangem Pollen gesammelt. Ihr Höschen ist darum zweifarbig.
Während des Jahres fressen sie sich durch das ganze Farbspektrum. Bei Haselnuss ist der Pollen schwefelgelben, bei der Himbeere hellgrau, beim Klee dunkelbraun und bei der Königskerze rot. Blauer pollen ist eher selten und kommt etwa bei Meerzwiebeln oder Weidenröschen vor.
Dem Imker sagt die Farbe des Pollen-Höschens viel über die gegenwärtige Futterversorgung seines Volkes aus. Er kann abschätzen, welche Pflanzen die Bienen gerade anfliegen. Ist das Höschen in Frühling orangerot, sammeln die Bienen vor allem auf Schneeglöckchen. Ist es im Juni weissgelb, so sammeln sie auf Sommerlinde oder Scheebeere.
Da der Nährwert jedes Pollens unterschiedlich ist, weiss der Imker, ob ein Volk genug Kalorien pro Tag in den Stock zurückbringt, um das weitere Wachstum des Volkes zu gewährleisten. Denn nur grosse Völker produzieren auch viel Honig.
Falls die Pollenqualität und die zurückgebrachte Menge nicht mehr ausreichen, um alle satt zu machen, stellt der Imker Zucker bereit. Mit den zusätzlichen Kalorien kann das Bevölkerungswachstum ungehindert weiter gehen. Wenn dann der Raps zu blühen beginnt, ist die Flaute überwunden. Das sieht der Imker an den zitronengelben Höschen seiner Bienen.

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