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Donnerstag, 7. Juli 2011

Exportierte Invasoren

Die Wespen haben sich unter meinem Vordach eingenistet.
In der Sommerhitze verschaffen die Arbeiterinnen dem Nest
Kühlung, indem sie vor dem Eingang mit ihren Flügeln
schlagen und so frische Luft in das Nest strömen lassen.
Wenn wir von invasiven Arten sprechen, dann meinen wir die Tiere und Pflanzen, die von Asien oder Amerika nach Europa gekommen sind und sich hier auf kosten der heimischen Biodiversität ausbreiten. Das ist jedoch eine sehr egozentrische Weltsicht. Denn auch Europa ist ein Ursprungsgebiet für invasive Arten anderswo in der Welt.
Ein Beispiel ist die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris). Sie hat sich mit dem Menschen rund um den Globus verbreitet und erreicht an manchen Orten beängstigende Bevölkerungsdichten. Ein Beispiel ist Neuseeland. Die Gemeine Wespe kam 1978 auf die Inseln und verbreitete sich rasant. Die Scheinbuchenwälder (Nothofagus) haben es ihnen besonders angetan. Auf den Stämmen dieser Bäume leben kleine Insekten, die den Zuckersaft in den Leiterbahnen unter der Rinde trinken. Einen grossen Teil davon scheiden sie als Zuckertröpfen aus. Viele Insekten ernähren sich von ihnen und domestizierte Honigbienen sammeln die Tröpfchen und machen daraus Waldhonig.
Aber auch die eingeführten Wespen laben sich am Waldzucker. Der bekommt ihnen so gut, dass unheimlich viele Wespen in solchen Wäldern zu finden sind. Forscher haben pro Hektare bis zu 3,7 Kilogramm Wespen registriert. Das sind über zehntausend Arbeiterinnen oder über dreissig Nester pro Hektare.
Im Vergleich dazu gibt es eine Biomasse von nur 900 Gramm Nagetiere pro Hektare Wald. Und die Vögel sind mit lächerlichen 200 Gramm vertreten. Die Wespen sind also die neuen Herrscher der Scheinbuchenwälder. Damit stehen sie in direkter Konkurrenz zur heimischen Fauna. Denn Wespen lecken den Vögeln und Insekten nicht nur den Zucker vor der Nase weg – sie jagen auch die Insekten selbst und schmälern so das Nahrungsangebot für ihre gefiederten Nachbarn zusätzlich.

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