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Dienstag, 21. Juni 2011

Fungitarier

Die Holzdübel sind vom Myzel
des Austernpilzes durchwachsen.
Kühe essen unsere Welt kaputt. Mit diesem Satz machen Vegetarier uns Fleischessern oft ein schlechtes Gewissen. Aber im Grunde haben sie Recht. Damit eine Kuh ein Kilogramm Fleisch zulegen kann, muss sie das Zehnfache an Pflanzenmaterial zu sich nehmen. Das heisst in jedem 500 Gramm schweren, saftigen Steak stecken 5 Kilogramm Gras und Sojabohnen. Die müssen irgendwo angebaut werden und weil es immer mehr Fleischesser gibt, werden immer mehr Regenwälder gerodet, um den Sojafeldern oder den Wiesen Platz zu machen.
Um die Welt vor dem Untergang zu retten, können wir natürlich ganz einfach auf Fleisch verzichten. Aber das ist ja dann doch etwas langweilig für anspruchsvolle Gaumen. Aber ein etwas interessanterer Ersatz für die Kuh könnten Pilze sein. Aus denen lassen sich sogar fleischähnliche Produkte wie Würste oder Schnitzel herstellen. Und sie haben noch einen weiteren Vorteil.
Löcher in den Stamm bohren
und Dübel einschlagen.
Sie sind viel effizienter als eine Kuh – sehr viel effizienter. Austernpilze beispielsweise ernähren sich von Holz. Dabei entsteht aus jedem Gramm Holz ein Gramm Austernpilz. Oder anders gesagt: Die Austernpilze wandeln ihre Nahrung zu 100 Prozent in eigenes Gewebe um. Das heisst, aus einem Holzklotz von 10 Kilogramm gewinnt man 10 Kilogramm Pilze. Das ist eine riesige Menge.
Um die Welt zu retten, müssen wir Fleischesser also nicht gleich zum Vegetarier absteigen, sondern können beim «Fungitarier» halt machen. Ist unser Ernährungsproblem damit gelöst? Nicht ganz. Denn Pilze sind zwar sehr effizient, aber nicht gerade nahrhaft.
Ein Kilo Austernpilze hat lediglich 200 Kilokalorien. Der durchschnittliche Tagesbedarf liegt bei 2 400 Kilokalorien. Das heisst, ich muss pro Tag 12 Kilo Austernpilze essen, wenn ich satt werden will. Hochgerechnet auf die gesamte Schweizer Bevölkerung macht das 35 Millionen Tonnen Austernpilze pro Jahr.
Um diese unvorstellbare Menge heranzuziehen brauchen wir genauso viel Holz. Haben wir das? Der Schweizer Wald legt jährlich 10 Millionen Kubikmeter Holz zu. Das sind etwa 8 Millionen Tonnen also etwa ein Viertel dessen, was wir benötigen würden.
Wir sehen also: Wenn unsere Ernährung nachhaltig sein soll, dann sind auch die Pilze keine Lösung. Das soll euch aber nicht davon abhalten, in eurem Garten ein paar Austernpilze zu züchten.

Stamm 20 bis 30 Zentimeter tief
im Garten eingraben.


Hier der letzte Teil der Anleitung (erster Teil / zweiter Teil):

1. Besorgt euch von einem Bauern ein paar ein Meter lange, frische Baumstämme. Der Durchmesser ist egal.
2. Mit einer Bohrmaschine Löcher in den Baumstamm vom gleichen Durchmesser wie die Dübel bohren. In den unteren 20 Zentimeter des Stamms keine Löcher bohren (dieser Teil kommt in die Erde).
3. Die Dübel, die inzwischen vom Pilzmyzel durchwachsen sind, mit einem Hammer in die Löcher schlagen. Pro Baumstamm habe ich 40 Dübel verwendet.
4. Den Stamm an einem schattigen Ort im Garten etwa 20 bis 30 Zentimeter tief in die Erde eingraben. Bei warmem Wetter gelegentlich etwas mit Wasser übergiessen.
5. Sobald das Myzel den gesamten Stamm durchwachsen hat, spriessen die Fruchtkörper aus dem Holz hervor. Ein dicker Buchenstamm sorgt so mehrere Jahre lang für eine gute Pilzernte.

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