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Donnerstag, 18. November 2010

Schlafende Flut

Der Rücken einer Spanischen Wegschnecke. Wo aber
ist ihr Kopf? Links oder rechts? Die Auflösung
steht unten*.
Wenn sich die Umwelt nur ganz langsam verändert, dann nimmt man oft gar nicht wahr, dass etwas anders geworden ist. Doch als ich neulich bei kaltem Regenwetter durch den Garten stapfte, fiel es mir auf. Sie waren weg. Alle, einfach restlos alle. Die Nacktschnecken haben sich in Luft aufgelöst. Wie kann das sein?
Vor wenigen Monaten noch waren sie so zahlreich, dass sie es sogar in die leserstärkste Zeitung der Schweiz schafften. Sie waren unübersehbar, allgegenwärtig. Meine Grossmutter war ab ihrer Flut so verzweifelt, dass sie einen ganzen Kübel von ihnen einsammelte und den Enten am See vorsetzte. Auf das Wohlergehen unseres Kopfsalates hatte die Aktion allerdings wenig Wirkung. Unter den verbleibenden Raspelzungen schmolzen ihre Köpfe dahin, wie Kugeln aus Pistazieneis in der Sonne.
Jetzt ist der ganze Spuk vorbei. Die Ursache dafür ist schnell gefunden. Die Spanische Wegschnecke – die Hauptvertreterin unter den Nacktschnecken in unseren Gärten – stirbt im Herbst. Ihr ganzes Leben und Lieben vollzieht sich in einer einzigen Saison. Apropos lieben. Wegen ihm werde ich wohl die Schnecken im nächsten Jahr alle wiedersehen. Denn bevor die erwachsenen Tiere dahinscheiden, paaren sie sich und legen ihre Eier in Ritzen im Boden, unter Steine und in den Komposthaufen. Bis zu 400 Stück pro Schnecke. Und da sie alle sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsteile besitzen, legt jede von ihnen Eier. Es ist kaum vorstellbar, was da im Frühling aus dem Boden zu kriechen trachtet. Eine Super-Schneckenflut.
Ich bereite mich schon mal mit der richtigen Lektüre vor. Da schreibt zum Beispiel eine Beamtin des dänischen Umweltministeriums in einem Faktenblatt: «Sammeln und töten ist die effizienteste Art, um die Spanische Wegschnecke in Schrebergärten loszuwerden.» Na dann viel Spass.


*rechts

2 Kommentare:

  1. Ich kann mit Dir mitfühlen - ich habe auch schon Angst vor der kommenden Schneckenflut. Leider schafft man es nie alle Biester zu fangen, bevor sie Eier legen. Wir haben seit diesem Jahr einen Schneckenzaun um das Gemüsebeet herum, der hat zumindest größere Schneckeninvasionen abhalten können.

    lg kathrin

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  2. Einen schönen Rücken hast du da fotografiert. Ich glaube aber nicht, dass du nächsten Frühling nur Babywegschnecken antreffen wirst. Ich dachte, die Tiere sterben nicht sondern graben sich ein. Oder tun das nur die einheimischen Roten Wegschnecken?

    Liebe Grüsse
    Stefan

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