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Montag, 24. Mai 2010

Super Daddy

Mit vollem Schnabel hinein...
Die grundlegende Frage von uns Männern im Geburtsvorbereitungskurs war: Wie wird man ein perfekter Vater, ein Super Daddy? Die beiden Kursleiterinnen lachten nur, vielleicht weil sie wussten, dass es so etwas in unserer Spezies nicht gibt. Und ich muss ihnen sogar beipflichten, zumindest seit ich den beiden Kohlmeiseneltern in meinem Garten bei der Arbeit zugesehen habe. An ihre Effizienz komme ich wohl nie heran.
Alle paar Minuten flattert einer der beiden Elternteile zum Eingang des Vogelhauses den Schnabel voll mit Insekten. Schnell hinein, die hungrigen Mäuler stopfen und nach ein paar Sekunden wie ein Pfeil wieder hinaus. Männchen und Weibchen machen so 500 Nahrungsflüge pro Tag. Doch wo haben die bloss diese Unmengen von Insekten her? Ab und zu bekomme ich einen Hinweis auf die Antwort, wenn eine der Kohlmeisen auf einem Ast der Japanischen Zierkirsche flink wie ein Wiesel herumhüpft und mit ihrem Schnabel nach Spinnen, Käfern und Raupen schnappt.
Nur, wirklich befriedigend ist diese Beobachtung nicht. Denn wenn ich mich selbst einmal als Kohlmeisenvater versuche, dann schaffe ich es in fünf Minuten angestrengter Suche gerade mal auf einen kleinen Käfer und zwei winzige Spinnen. Ach ja, und eine Fliege, aber die surrt auf und davon sobald ich auch nur in ihre Nähe komme. Damit würden meine Jungen nicht satt werden und ich bin heilfroh, dass ich die Babymilch für meinen kleinen Sohn ganz entspannt in der Drogerie kaufen kann.
...und wie ein Pfeil wieder hinaus.
Der Erfolg des Kohlmeisenvaters – dem wahren Super Daddy – begründet sich in drei besonderen Fähigkeiten. Erstens ist es seine Schnelligkeit. Er kann sich so behände bewegen, dass ihm die Fliege sicher nicht entwischt. Zweitens sind es seine Augen. Die sind darauf trainiert, Insekten in einem grossen Haufen Grünzeug (mein Garten) zu entdecken, so wie ich in einer Drogerie die Babymilch schon von weitem leuchten sehe. Die dritte Fähigkeit, wie ich vermute, ist das Wissen um die besten Jagdgründe. Die Kohlmeisen wissen vermutlich, wo sie um welche Tageszeit so viele Insekten finden, damit sie ihren Schnabel in ein paar Sekunden voll kriegen. In ihrem Gehirn muss es eine virtuelle Karte geben, die ihnen sagt, wann die Schmetterlingsraupen auf den Brennnesseln unvorsichtig sind und wann sich die Mücken in der Abendsonne zum Lufttanz besammeln. Und das alles ohne Geburtsvorbereitungskurs.

1 Kommentar:

  1. Angesichts der weltweit zunehmenden Überbevölkerung wäre der Super Dady wohl jener, der ganz auf Fortpflanzung verzichten würde - auch im Sinne der Biodiversität!

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