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Donnerstag, 5. Juli 2012

Die Pflanzenwürgerin

Immer von rechts nach links schlängelt
sich die Winde um andere Pflanzen.
Juli ist der Monat der Ackerwinde. Bei Leuten, die gartenfernen Berufszweigen angehören, löst der Name Bilder von wunderschönen weissen bis rosaroten Blumen aus, die bevorzugt Wegränder und Zäune zieren. Alle Bauern und Gärtner jedoch trifft auf der Stelle das blanke Entsetzen. Für sie ist die Ackerwinde Teufelswerk. Weltweit steht sie auf Platz 12 der schlimmsten Unkräuter.
Ihre Triebe kriechen erst über den Boden und wenn sie an den Stängel einer anderen Pflanze stossen, winden sie sich an ihm im Gegenuhrzeigersinn wie eine Schlange hoch. Das sieht auf den ersten Blick harmlos aus, doch sobald die Triebspitze oben angekommen ist, pumpt sie ihre bis anhin winzigen Blätter mit Wasser voll und lässt sie so auf die Grösse von Esslöffeln anschwellen. Die Trägerpflanze verschwindet vollständig und wird während der besten Zeit des Jahres zu einem Leben im ewigen Schatten verdammt. Zu allem Übel entzieht die Winde dem Boden auch noch die Nährstoffe, so dass für alle anderen Pflanzen ringsum magere Zeiten anbrechen.
Der Effekt dieser Strategie auf Ackerkulturen ist verheerend. Ein Weizenfeld mit Windenbefall kann eine Ertragseinbusse von bis zu 75 Prozent erleiden. Für den Landwirt kommt das einem Ernteausfall gleich. Kein Wunder versuchen sie das Unkraut mit allen Mitteln zu bekämpfen. Bis heute gibt es jedoch keine zuverlässige Methode. Ausreissen nützt nur vorübergehend etwas, denn das Wurzelsystem einer einzelnen Winde kann sechs Meter im Durchmesser betragen und neun Meter tief in den Boden reichen. Aus demselben Grund treiben die Pflanzen auch nach jahrelangem Herbizideinsatz immer wieder von neuem aus.
Am Ende breitet sie ihre Blätter aus
und beansprucht das Sonnenlicht
allein für sich.
Aber die Ackerwinde war uns Menschen nicht immer verhasst. Die Alten Griechen verwendeten ihre Blätter zur Wundheilung und gegen innere Blutungen. Im 18. Jahrhundert wurde sie zur Fiebersenkung verschrieben und noch im 20. Jahrhundert verfütterte man auf Sizilien Windenblätter an Hasen, die unter Appetitlosigkeit litten. Sogar die Indianer Nordamerikas haben die von Europa stammende Pflanze als Mittel gegen Spinnenbisse in ihre traditionelle Medizin aufgenommen.

3 Kommentare:

  1. Sehr schön beschrieben! Für einen Gärtner sind sie wirklich ein Feindbild, da sie nur schwer in den Griff zu kriegen sind.
    Eine Frage: Kann es sein, dass die Fotos die Echte Zaunwinde abbilden (Calystegia sepium) und nicht die Ackerwinde (Convolvulus arvensis)? Vielleicht täusche ich mich auch. Die beiden sind etwa gleich schlimm, aber doch unterschiedlich.
    Herzlicher Gruß
    Martin

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    1. Mein Garten liegt in der Landwirtschaftszone. In der Nähe gibt es ein Feld. Daher dachte ich an Ackerwinde. Aber vielleicht ist es auch eine Echte Zaunwinde. Gibt es ein eindeutiges Erkennungszeichen?

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  2. ach ja..bei uns im garten liebte sie besonders den Grabenrand....alles wurde überwachsen...aber wunderschöne nächtliche blüten...gruß wiebke

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