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Dienstag, 2. September 2014

Mein Haustier ist der Fuchs

Rupf-Platz eins.
Wäre ich eine Firma, müsste ich jetzt eine Medienmitteilung verfassen und darin erklären, wie es soweit kommen konnte. Vermutlich gäbe es darin einen Satz mit den beiden Wörtern «technisches Versagen». Die Kurzfassung: Meine drei Hühner und der Hahn sind auf tragische Weise ums Leben gekommen. Der Fuchs hat ihnen in einem perfekt durchgeführten Raubzug die Kehle durchgebissen und sie danach im Wald verscharrt.
Wir sind über das Wochenende weggefahren und haben die Hühner allein im Garten gelassen. Normalerweise ist das kein Problem. Die Schiebetüre aus Aluminium schliesst jeden Abend in der Dämmerung automatisch und riegelt so das Hühnerhaus fuchssicher ab. Meine Zwerghühner wussten das und setzten sich beizeiten ins Häuschen. Am Morgen bei Sonnenaufgang schaltet der Lichtsensor den Motor des Schiebers ein und das Häuschen öffnet sich wieder. So ging das während mehreren Wochen ohne Zwischenfälle.

Rupf-Platz zwei.
Doch genau dann, wenn ich mal nicht da bin, klemmt die Schiebetür. Sie blieb die ganze Nacht einen Spalt offen. Das hat der Fuchs natürlich gleich gemerkt. Seit Jahren verfolge ich im Winter seine Spuren im Schnee. Das Fazit dieser Studien: Der Fuchs kommt jede Nacht in meinen Garten und schaut sich genau um. Er schnüffelt am Hochbeet, hält seine Schnauze in ein offenes Mausloch und setzt eine Duftmarke an der Hausecke.
Offenbar bemerkt er jede noch so kleine Veränderung sofort. Er hat wohl schon längst auch das Hühnerhaus in seine nächtlichen Erkundungstouren miteinbezogen. Während ich schlafe, schleicht er lautlos um den Holzbau mit seinem potenziellen Mitternachtshappen drin. Vor ein paar Nächten hat sich die Mühe endlich gelohnt. Das Tor steht offen, der Fuchs geht rein. Nach einem kurzen Tumult, bei dem die Sitzstangen herumgeworfen werden, sind die Hühner nur noch Poulet-Fleisch.
Alles, was ich nach dem Wochenende vom Überfall zu sehen bekam, waren ein paar Federn an zwei Stellen im Garten. Ansonsten gab es weder Blut noch andere Überreste meiner Hühner. Ruht in Frieden, meine kleinen Haustiere.
Der Alu-Schieber klemmte. In der Folge
konnte sich der Fuchs den
Bauch vollschlagen.
Es gibt aber noch eine andere Betrachtungsweise. Vielleicht ist der Fuchs mein wahres Haustier und die Hühner sind eine etwas teure Malzeit, die ich für ihn organisiert habe. Damit es nicht allzu einfach wird für ihn, habe ich seine Nahrung in einem Behältnis mit Schliessautomatik versteckt. Auf diese Weise forderte und förderte ich seine Geschicklichkeit und Geduld. Das tönt vielleicht verrückt. Und bei allem, was er mir mit dem Kompost angetan hat, ist es auch nicht sehr plausibel. Aber vielleicht fühle ich mich unbewusst zum wilden Teil meines Gartens viel mehr hingezogen als zum gezähmten und domestizierten. Wie dem auch sei, ich habe bereits neue Hühner gekauft. Ich hoffe, dass ich das nicht schon wieder für den Fuchs getan habe.

Montag, 1. September 2014

Danke!

Liebe Leser
Liebe Leserinnen

wildergarten.ch hat eben 100 000 Zugriffe überschritten. Ich bedanke mich für eure Treue und wünsche euch weiterhin noch viel Vergnügen.

Mit besten Gartengrüssen

Atlant Bieri
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