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Freitag, 14. Juni 2013

Schlaue Schmetterlinge

Das sieht anstrengend aus: Der Schwalbenschwanz
biegt sein Hinterteil nach vorne und legt ein Ei ab.

Der Schwalbenschwanz ist ein seltener Gast in unseren Gärten. Dafür aber ein sehr zuverlässiger. Jedes Jahr fliegt mindestens einer von ihnen an den Gemüsebeeten vorbei auf der Suche nach geeigneten Futterpflanzen, auf denen er seine Eier ablegen kann. Für die Raupen kommen Fenchel, Dill oder Karotten in Frage. Heuer habe ich das Spektakel wieder einmal miterleben dürfen und dabei entdeckt, wie schlau diese Tiere sind.
Findet ihr das hellgelbe Ei im Bild?

Ein Schwalbenschwanz fliegt ungeheuer langsam. Dauernd hat man das Gefühl, dass er jetzt dann gleich abstürzen muss. Er besitzt mit fünf Schlägen pro Minute den langsamsten Flügelschlag aller Insekten. Es scheint fast, als würde er sich über die Gesetze der Aerodynamik lustig machen. Wenn sich seine Flügel an den Luftmolekülen vorbeischieben machen sie ein deutlich hörbares Geräusch, wie zwei flatternde Papierstreifen im Wind.
Seine Mission ist die Eiablage. Er gaukelt über den zarten Salat, die Zwiebeln, die aufkeimenden Bohnen und lässt sich dann punktgenau auf dem Fenchel nieder. Dort presst er sein Hinterteil an eines der zarten Ästchen und legt ein einziges hellgelbes Ei ab. Danach flattert er ohne Umschweife weiter zum nächsten Fenchel bis die ganze Reihe durch ist. Ab und zu legt er auch zwei oder drei Eier pro Pflanze.
Der Schwalbenschwanz geht dabei offenbar mit System vor. Als ich meine 12 Fenchel genauer untersuchte, stellte ich fest, dass einige Wochen zuvor bereits ein anderer Schwalbenschwanz seine Eier auf ihm abgelegt hatte. Sie waren schon weiter entwickelt, was sich an ihrer braunen Farbe zeigte. Ich habe die alten Eier (von einem Schwalbenschwanz, der Mitte Mai ablegte) und die neuen (Ende Mai) auf jeder Pflanze gezählt und sie in diese Tabelle eingetragen:


Ende Mai 1 2 2 0 0 1 2 0 5 0 1 1
Mitte Mai 2 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 0


Fragestellung für einen Biologen: Beeinflussen die Eier des Vorgängers (untere Zeile), wo der folgende Schwalbenschwanz (obere Zeile) seine Eier ablegt? Lässt sich das statistisch nachweisen?

Es scheint, als würde der zweite Schwalbenschwanz seine Eier vor allem auf den Pflanzen ablegen, auf denen es noch kein anderer getan hat. Für das Wohlergehen der Raupen ist ein solches Vorgehen sinnvoll. Denn wenn alle Eier auf derselben Pflanze sind, werden später die vielen Raupen ihren Fenchel schneller auffressen als neue Blätter nachwachsen. In der Folge verhungern die Raupen oder sie müssen zu Fuss eine neue Futterquelle suchen. Durch die intelligente Verteilung ihrer Eier beugen die Schwalbenschwänze diesem Szenario vor. Wie sie die Anzahl Eier auf einem Fenchel wahrnehmen, ist mir allerdings ein Rätsel. Es kommen dafür nur die Augen oder die Antennen in Frage.

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